Die Physiologie als Wissenschaft über biochemische Vorgänge in Lebewesen und ihren gesetzmäßigen Abläufen ist per definitionem multidisziplinär angelegt, also nicht hart gegen andere Wissenschaftszweige wie Physik, Chemie, Biologie, aber auch Neurologie und Psychologie abzugrenzen.
Sämtliche Lebensvorgänge und somit auch sämtliche Sinneswahrnehmungen und Wahrnehmungsverarbeitungen von Lebewesen sind komplexe Prozesse innerhalb mindestens eines, meist aber mehrerer bis hin zu vielfältig vernetzten biologischen Systemen. Sämtliche Erscheinungsformen des Lebens haben im Lauf der Evolution Sinneswahrnehmungen und Wahrnehmungsverarbeitungen und damit verknüpfte Reaktionen entwickelt, um den eigenen Fortbestand sowohl innerhalb der Gattung als auch zu anderen Lebensformen möglichst sicherzustellen.
Diese schon meist hochkomplexen Verarbeitungs- und Steuerungsprozesse versteh- und nachvollziehbar zu systematisieren, hat sich die noch vergleichsweise junge Wissenschaft der Biokybernetik zur Aufgabe gemacht.[1]
Heutzutage gehört es zur Allgemeinbildung, die Sinneswahrnehmungen des Menschen als hoch entwickelte Spezies in fünf Systemkomplexe, die wiederum untereinander vernetzt sind, zu differenzieren. Die Unterscheidung von sieben Sinnen beim Menschen (die üblichen fünf plus dem Gleichgewichtssinn und der Tiefensensibilität) ist im Allgemeinen Personen mit Fachkenntnissen in Biologie oder Medizin vorbehalten.
Andere Lebensformen haben weitere Sinnesorgane, die uns Menschen bis heute entweder gar nicht oder nur über technische Hilfsmittel zugänglich und nachweisbar sind, entwickelt. Hier ist etwa an Ultraschallortung bei Fledermäusen, Infraschallsensibilität bei im Meer lebenden Säugetieren und Fischen, Erdmagnetismus als Mittel zur Orientierung bei Zugvögeln oder Infrarot- und Ultraviolettsehen bei Insekten zu denken.
In dem hier betrachteten Themenzusammenhang bleibt festzuhalten, dass die Sinnesorgane der heutigen Spezies Mensch (Homo sapiens) zwar als hoch entwickelt angesehen werden, uns jedoch im Alltag ein doch recht eingeschränktes Gesamtbild der uns umgebenden Wirklichkeit bzw. Realität [2] vermitteln. Unser wahrgenommenes Bild von Realität bzw. Wirklichkeit muss noch weiter relativiert werden, seit sich Denkmodelle der allgemeinen Relativitätstheorie und der Quantenphysik mehr und mehr im (wissenschaftlich basierten) Weltbild allgemein durchgesetzt haben.
[1] Daumer, K., Hainz, R.: Verhaltensbiologie. Ethologie, Kybernetik und Neurophysiologie. München 1991. Miram, W., Krumwiede, D. (Hrsg.): Informationsverarbeitung. Reizphysiologie, Sinnesphysiologie, Neurophysiologie, Kybernetik. Hannover 1985. Röhler, R.: Biologische Kybernetik. Regelungsvorgänge in Organismen. Stuttgart 1974.
[2] Tom Poljanšek: Georg-August-Universität Göttingen 2022.
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