Wie geht das?

Mammutblatt (Gunnera manicata)

Im ersten Beitrag habe ich ein Versprechen abgegeben: Hier will ich also erklären, was ich wie mache und warum ich meine Bilder so gestalte wie ihr sie seht.

Jedes meiner Darpanagramme entsteht aus einem von mir mit einem technisch hochwertigen, konventionellen Fotoapparat erzeugten Bild. Ob es sich dabei um eine ältere analoge Aufnahme handelt oder digital fotografiert wurde, spielt für das Ergebnis keine Rolle.

Vor über zehn Jahren habe ich begonnen, am Computer ab und zu eine Fotografie optisch dadurch zu ‘überhöhen‘, dass ich Gebäudeabbildungen oder Studioaufnahmen im Kundenauftrag mit einer ’Spiegelung‘ in einer imaginären Wasser- oder sonstigen Spiegelfläche im Vordergrund versehen habe. Als ich einen Industrieauftrag nicht nach Kundenwunsch ausführen konnte, weil das darzustellende Objekt viel zu groß war, um es in dem zur Verfügung stehenden Raum wunschgemäß ausleuchten, aufnehmen und darstellen zu können, kamen wir mit dem Kunden gemeinsam zu der Lösung, lediglich ein Segment des Objekts zu fotografieren und daraus eine Fotomontage zu erzeugen. Die Bildwirkung war so überraschend und überzeugend, dass ich ‘angetriggert‘ war und begann in meiner knapp bemessenen Freizeit damit zu experimentieren.
Das zog sich neben Familie und Erwerbstätigkeit über mehrere Jahre hin, aber ich kam langsam voran und mit den Ergebnissen immer näher an meine Imaginationen heran. Schritt für Schritt konnte ich meine Vorgehensweise immer weiter verfeinern und systematisieren. Grundlage jeder Bilderzeugung aus einem ausgewählten Motiv ist bisher immer eine Winkelsymmetrie, die sich letztlich immer genau auf 360 Winkelgrade summieren muss. Bei geradzahligen Segmentwiederholungen kann das Grundsegment auch unsymmetrisch sein. Bei ungeradzahligen Segmentwiederholungen muss das Grundsegment bereits eine Hauptspiegelachse beinhalten, wenn man nicht eine ‘Bruchlinie‘ im Bild in Kauf nehmen will. Alle meine Bilder sind also im Grunde ’Fotomontagen‘.

In meiner Beschreibung klingt das alles erst mal sehr trocken, theoretisch und mathematisch. Mit ein wenig Übung und Vorstellungsvermögen merkt ihr sehr bald, falls ihr es selber ausprobieren wollt, dass das alles kein ’Hexenwerk‘ ist.

In dem Zusammenhang stellt sich natürlich gleich die Frage nach der Motivauswahl. Da wird es diffizil. So unterschiedlich und individuell die Herangehensweise an Kunst überhaupt und die Kunst der Fotografie im Besonderen ist, so individuell ist auch das Gespür für Ästhetik, Bildgestaltung, Sichtweise und Geschmack. All diese Aspekte werde ich in zukünftigen Beiträgen noch möglichst tiefgehend erörtern, ohne daraus graue Theorie zu machen. Ich kann Euch nicht mehr als aus meiner Erfahrung erzählen und will das so spannend versuchen, dass es Euch Spaß macht, weiterzulesen. Hier möchte ich Euch einfach ermutigen, es auszuprobieren, Euren eigenen ’Stil‘ zu finden und zu experimentieren. Aber auch selbstkritisch zu bleiben und die Kraft und den Mut zu haben, eigene Kreationen verwerfen zu können.

Zu dem letzten Satz will ich Euch heute zum Abschluss noch eine kurze Geschichte erzählen:

Mönche in buddhistischen Klöstern fertigen manchmal in tage- und wochenlanger mühsamer Arbeit aus unterschiedlichst eingefärbtem Sand großflächige Bilder an. Wenn die Novizen damit fertig sind, geben sie dem Klostervorsteher Bescheid. Der würdigt die Arbeit, oft nur durch eine kleine Geste, wischt dann mit der Hand durch den bunten Sand und das eben fertiggestellte Kunstwerk ist zerstört.

Der Sinn dieses ganzen Aufwands ist der äußerlich nicht sichtbare Lernprozess, sich mit materiellen Dingen nicht zu identifizieren und aus kreativen Schaffensprozessen keinen süßen Nektar zu ziehen, an dem sich das Ego nährt.

Auf die meditativen Aspekte meiner Arbeiten werde ich in zukünftigen Beiträgen gewiss noch öfter zu sprechen kommen.


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