‚Mühen‘ des Reisens
Auf Reisen sind fast alle Tage, die keine Pausentage sind, in der einen oder anderen Hinsicht herausfordernde. Bin ich zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs, weil ich ein (recht kleines) Gebiet unserer Erde in möglichst vielen Details erkunden, erfahren, (für mich) neu entdecken und fotografisch dokumentieren will, kommen zu den rein physischen Anforderungen durch Gepäck, Wegstrecke und Geländeprofil möglicherweise noch ungewohntes Klima, das aktuelle Wetter und eventuelle Gefahren durch unbekannte Flora und Fauna dazu. Aber auch der Umgang mit einer fremde Sprache und Kultur verlangen, neben der selbst gestellten Aufgabe möglichst viele Informationen und Eindrücke vor Ort aufzunehmen, abzuspeichern und auf künstlerisch möglichst hohem Niveau bildhaft zu dokumentieren, Offenheit aller Sinne einschließlich des Herzens und gleichzeitig höchste Konzentration und Achtsamkeit über viele Stunden. Bin ich motorisiert in städtischen Regionen oder großräumigeren Arealen unterwegs, brauche ich vielleicht weniger Gepäck, muss ich mich dafür aber mit höheren Anforderungen als Verkehrsteilnehmer auf mir nicht geläufige Verhaltensweisen einstellen. Für mich ist das Herausforderung und Lustgewinn zugleich.
Buchara
Das war, als ich in Zentralasien unterwegs war, natürlich nicht anders. Nach stundenlanger Fahrt über Wüstenpisten bei hohen Temperaturen, unvermittelten starken Windböen und hoher Luftfeuchtigkeit, zwischendurch einigen, nicht allzu langen Fußmärschen zu anders nicht erreichbaren ’Sehenswürdigkeiten‘ (?,!) in einem Land, dessen Schrift und Sprache ich nicht verstehe und dessen Kultur ich ja erst kennen und verstehen lernen wollte, erreichten wir etwas früher als geplant, eine der Städte, deren Namen seit Kindertagen für mich immer ’mal wieder ebenso phantastische wie nebulöse Träume oder romantisch verklärte Träumereien, jedenfalls große Emotionen ausgelöst hatte. Buchara!
Kochen und Essen als Teil der Landeskultur
Ich mag es sehr, mich nicht nur auf Architektur, Kunst und Kunsthandwerk, Lebensumstände und Lebensweisen der Menschen in einem fremden Land einzulassen, sondern auch auf gute regionale Küche. So standen wir nach den ersten flüchtigen Eindrücken bei der Fahrt durch die Stadt, in einer für mich ziemlich nichtssagenden staubigen Straße vor einer gelblichen Stein- oder Lehmziegelwand mit einer eher unscheinbaren Torbogeneinfahrt ohne irgendein Hinweisschild. Hierhin also hatte man uns empfohlen.
Schon während der wenigen Schritte durch den Torbogen in den Innenhof änderte sich der Eindruck der gelblich-grauen Tristesse schlagartig. Leise und harmonische, typisch orientalische Musik drang an unsere Ohren, verlockende Düfte von offenem Grill und arabischen Gewürzen waberten durch die milde Abendluft. Unvermittelt fanden wir uns in einem sehr gepflegten, und sehr geschmackvoll arrangierten Hof mit schon eingeschalteter und gekonnt verteilter künstlicher Beleuchtung und natürlichem Grün zwischen verschiedenen Tischen und Sitzgelegenheiten wieder. Eine dezent gekleidete junge Dame mit angenehm selbstbewusstem Auftreten geleitete uns quer durch den Hof und über eine Holztreppe über zwei Etagen zur Dachterrasse des Gebäudes. Noch waren dort nur wenige Tische besetzt.
Wie aus Tausendundeiner Nacht
Der Blick über die Stadt bis hin zu den im Dunst verschwimmenden Bergketten war, kurz bevor die Sonne unterging, von hier oben grandios und mir gelangen gerade noch rechtzeitig einige Fotos, die etwas von der tollen Atmosphäre transportieren, in der wir uns bei exzellentem Essen wie in einem Märchen aus Tausendundeiner Nacht verwöhnt fühlen durften.
Der Achtstrahlige Stern, Symbol der Istar
Dass Jahre später aus einem der Bilder ein Darpanagram entstehen würde, ahnte ich damals noch nicht, dass es aber in Form eines achtstrahligen Sterns entstehen musste, ist kein Zufall.
Sowohl in der christlich-abendländischen als auch in der orientalischen Zahlenmystik gilt die 8 als mehrdeutig besondere, nach manchen Interpretationen ’heilige‘ Zahl, deren Bedeutung weit über das ’klassische‘ Altertum zurückreicht. In mesopotamisch beeinflussten Hochkulturen, zu denen (zeitweise) auch die zentralasiatischen zu zählen sind, gilt die Acht als Symbol für die „Himmelsgöttin“ Istar (später ’Venus‘), die immer mit einem achtstrahligen Stern dargestellt wurde. Und damit ist die Zahl Acht (auch heute noch) mit allen ihr zugeschriebenen ’göttlichen‘ Eigenschaften untrennbar verknüpft.
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