Farben als physikalisches Phänomen – A. Voraussetzungen

Kaminfeuer

Voraussetzung für jegliche Messbarkeit oder Wahrnehmbarkeit von Farben ist das Vorhandensein von Licht.  Was im ersten Moment des Lesens trivial erscheinen mag, hat in der Physik, der gesamten Biologie und für unsere Orientierung im dreidimensionalen Raum und logisch zwingend für alles, was sich mit Fotografie (Schreiben mit Licht) beschäftigt, elementare Implikationen.

Schon während meines Studiums war ich immer wieder erstaunt, wie oberflächlich und fahrlässig-selbstverständlich mit diesem so schwierigen und dementsprechend kontroversen Phänomenkomplex Licht und Farbe im allgemeinen meist sowohl von den Lehrenden als auch von den Studenten umgegangen wurde.

Allein schon um die wissenschaftliche Er-Klärung und Definition, was Licht überhaupt ist, wurde im Altertum unter den Philosophen und durch viele Jahrhunderte unter den Naturwissenschaftlern heftig gestritten. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts gelangen die ersten, noch heute gültigen, belastbaren Theorien zur Beschreibung des Phänomens Licht. Noch bis in den Beginn des 20. Jahrhunderts (immerhin 1839 gilt als Jahr der Erfindung der Fotografie !) dauerte es, bis durch M. Planck und A. Einstein die Theorien der Quantenphysik und Quantenelektrodynamik so weit durchformuliert waren, dass der ‘Welle-Teilchen-Dualismus‘ als überwunden bzw. integriert gelten kann.  

Heute gilt als gesichert, Licht als elektromagnetische Welle zu beschreiben, die sich in dem für Menschen sichtbaren Bereich zwischen ca. 360nm und ca. 780nm Wellenlänge des elektromagnetischen Wellenspektrums bewegt.  Oberhalb einer Wellenlänge von 780 Nanometer spricht man von Infrarot-’Licht‘ oder Wärmestrahlung (physikalisch korrekt: Temperaturstrahlung), unterhalb der 360nm Wellenlänge bezeichnet die Physik die elektromagnetische Strahlung als  (für uns nicht mehr sichtbares) ultraviolettes ’Licht‘.  Noch kurzwelligere Strahlungsbereiche teilt die Physik in weitere Abschnitte ein, spricht von Röntgen-  und atomarer oder radioaktiver Strahlung.

Definitionsgemäß interessiert sich die Fotografie (Schreiben mit Licht) für den für Säugetieraugen verarbeitbaren Ausschnitt des Wellenspektrums. Aber selbst diese Aussage ist genau genommen falsch, weil die Technik der Fotografie in der Erforschung der Phänomene elektromagnetischer Wellen eine bedeutende Rolle spielt und Fotosensoren entwickelt wurden für Bereiche weit außerhalb des menschlichen Sehvermögens. Man denke hier beispielsweise an Wärmebildkameras, Röntgenfotografie u.v.a.m.

Ich werde hier keine Anstrengungen unternehmen, die gesamten physikalischen, biologischen, chemischen oder gar kulturellen Auswirkungen elektromagnetischer Wellen oder auch nur des für uns sichtbaren Spektralsegments abzuhandeln.

Worauf es mir hier ankommt habe ich in der Überschrift zu diesem Beitrag bereits umrissen: Ich will mich ganz auf das Phänomen des farbigen Sehens von uns Menschen beschränken.

Dass meine Einleitung dazu so lange wurde liegt nicht an meiner möglicherweise vermuteten Neigung, einen Thementeig so dünn und großflächig wie nur möglich auszurollen, sondern an dem fast unermesslich großen Phänomenenkomplex elektromagnetischer Wellen selbst.


Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert