Im Jahr 2018 konnte ich einen seit langem gehegten Traum verwirklichen und das Kerngebiet des ehemals sowjetischen Orients bereisen. Meine eher romantischen Vorstellungen speisten sich aus Fragmenten orientalischer Märchen aus „1001 Nacht“, die ich vage erinnerte. Meine Großmutter hatte mir öfter aus einer verkitschten Anthologie, die ihr aus ihren Kindertagen erhalten geblieben war, vorgelesen.
Diese gut restaurierte aber grotesk übersteigerte Prunkfassade einer Villa, vermutlich in einem ‘sowjetischen Barock‘ gestaltet, stach so surreal aus den überwältigenden Eindrücken großer muslimischer Bauwerke in Samarkand heraus, dass ich sie dokumentieren musste.
Das Dreieck als ’Urform‘ der meisten geometrischen Flächen kontrastiert in seiner Schlichtheit stark mit dem überladenen ornamentalen Zierwerk der abgebildeten Fassade. Darunter liegt die zweite geometrische ’Urform‘ des Quadrats, das sich seinerseits aus vier gleichseitig-rechtwinkeligen Dreiecken aufgebaut denken lässt. Das Quadrat kontrastiert in seiner Palette der Komplementärfarben maximal zur darüber liegenden, durch Dreiecke perforierten dominierenden Grundform. Trotz oder wegen der extremen Farb- und Formenkontraste ergibt sich im Gesamteindruck ein harmonisierendes Spiel der Gestaltungselemente?
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