Im vorangegangenen Beitrag (‘Farbe als physikalisches Phänomen‘) lag mein Themenschwerpunkt auf der spektralen Zerlegung des für uns sichtbaren Bereichs der elektromagnetischen Wellen, die wir als ’Licht‘ bezeichnen. Aus drei (einheitlichen/monochromen) Abschnitten farbigen Lichts (Rot+Grün+Blau) lässt sich in deren Summe uns Weiß erscheinendes Licht erzeugen. Man spricht deshalb von ’additiver‘ Farbmischung.
Jeder sichtbare und real vorhandene Gegenstand in unserer wahrnehmbaren Umgebung ist optisch für uns deshalb erkennbar, weil physische Oberflächen -abhängig von ihrer qualitativen Beschaffenheit- das vorhandene Licht unterschiedlich reflektieren, remittieren, absorbieren oder brechen/ablenken. Diese Eigenschaft von Oberflächen ist (weitgehend) unabhängig von deren Größe. Deshalb ist es uns möglich eine Vielzahl von Farben als meist mineralische Pulver in wässrig- oder ölig-flüssige Trägersubstanzen einzumischen um dadurch dort einen gezielt gesteuerten Farbeindruck zu erzeugen. Durch übereinander malen nicht deckender (‚lasierender‘) Farbschichten werden immer mehr Pigmente unterschiedlicher Farbqualität auf einer hellen/weißen Trägerfläche verdichtet, sodass der Eindruck von Mischfarben mit zunehmender Farbsättigung möglich ist. Überlagert man möglichst gesättigte ‘reine‘ Farben, wird der remittierte Lichtanteil immer geringer bis letztlich die Farbe ’Schwarz‘ (kein spektraler Lichtanteil wird mehr reflektiert) entsteht. Es wird also immer mehr Licht absorbiert, sozusagen ’weggenommen‘. Deshalb spricht man hier auch von subtraktiver Farbmischung.
Schwarz ist physikalisch aber faktisch auch bei höchster Farbqualität durch Mischung der drei ’reinen Grundfarben‘ (C– für cyan, M-für magenta, Y– für yellow) nicht erreichbar. Das weiß jedes Kind schon, das jemals versucht hat, auf einem weißen Blatt Papier durch Mischen der Farben aus seinem Schulmalkasten ‘Schwarz‘ zu malen. Bestenfalls entsteht ein schmutziges Graubraun. Das ist der Grund, warum jede Farbpalette zusätzlich eine sozusagen ’unbunte Farbe‘ -nämlich Schwarz- enthält. Auch in sämtlichen Mischfarbendruckverfahren muss um mindestens zufriedenstellende Ergebnisse erzielen zu können zu den drei Grundfarben ein vierter Druckgang, nämlich schwarz (K– für black) hinzukommen. Erst so ist in jedem durch Lasurfarben erzeugtem Aufsichtsbild ’Tiefe‘ erreichbar.
Warum, mag sich manche/r Leser/in an dieser Stelle fragen, soll oder muss ich mich damit beschäftigen?
’Colour circle‘ nach I. Newton
Die weit überwiegende Mehrzahl der Menschen, die über ein mobiles Endgerät mit einem Monitor (RGB-Farben; siehe dazu meinen Beitrag ‘Farbe als physikalisches Phänomen‘) oder über einen Computermonitor mit ihrer Außenwelt kommunizieren, besitzen auch einen Farbdrucker, für den sie Farbpatronen oder Kartuschen nachkaufen, die entweder im Set oder einzeln nach dem CMYK-Mischprinzip arbeiten.
Jede/r, der sich von Fotos oder anderen Bildern angesprochen fühlt oder sich dafür interessiert oder gar selbst damit arbeitet und nach Außen damit kommuniziert, sollte sich über die Problematik der unterschiedlichen Farbsysteme, Farbtechniken und Farbräume zumindest in den Grundzügen informiert haben, um auf unliebsame Überraschungen wenigstens vorbereitet zu sein.
Jede/r, der mit analoger Farbfotografie Erfahrungen hat, erinnert sich vermutlich, wie groß die Enttäuschung sein kann, wenn man ein gutes Farbdia beispielsweise für Oma hat als Papierbild ausdrucken lassen. Jede/r, der heutzutage ein Handyfoto oder ein anderes digital erzeugtes Bild auf ihr-/seinem Heim- oder Bürodrucker einmal ausgedruckt hat kennt die Unterschiede in der Bild- und Farbqualität. Das liegt nicht nur an der preisabhängigen Qualität des Desktopdruckers.
Bilder in additiver Farbmischung, also Lichtfarben (RGB; Farbdiapositive oder Bilder am PC-Monitor) können unsere Augen deutlich besser differenzieren und auch kontrastreicher sehen als Aufsichtsbilder (CMYK), die -abhängig von der Oberflächenbeschaffenheit des Trägermediums- natürlich nie die gesamte einfallende Lichtmenge remittieren können. Mit anderen Worten: Der in CMYK darstellbare Farbumfang ebenso wie der Kontrastumfang ist technisch bedingt deutlich kleiner als in RGB.
Nach I. Newton und J. W. Goethe haben sich im Europäischen Kulturkreis vor allem J. Itten und zuletzt H. Küppers um die Farbenlehre und Farbentheorie verdient gemacht. Diese Entwicklung ist von jedem Interessierten leicht zu recherchieren und nachzulesen und braucht deshalb hier nicht wiederholt zu werden.
Farbkreis nach J. Itten
Farbensechseck nach H. Küppers
Auch wenn Küppers in manchen Details seiner elaborierten Farbenlehre durch einige Physiktheoretiker wie D. Zawischa kritisiert wird, hat er als sehr erfahrener Drucker nicht nur ein in sich schlüssig erscheinendes System einer neuen, mathematisch fundierten Farbentheorie ersonnen. Er hat dabei richtigerweise auch berücksichtigt, dass farbiges Sehen eben nicht im Auge, sondern im Gehirn stattfindet und somit auch letztlich individuelle Faktoren dabei eine bedeutsame Rolle spielen. Auch hat er durch die Definition von sechs anstatt drei Grundfarben die Möglichkeit der darstellbaren Farben qualitativ enorm erhöht und so den druckbaren Farbraum genau in den kritischen Bereichen entscheidend verbessert.
Der drucktechnische Aufwand ist mit sieben (BCRMGYK) anstatt mit vier (CMYK) Druckläufen, um einen besonders hochwertigen Farbdruck zu erzeugen allerdings beträchtlich größer. Auch wenn Küppers u.a. durch Vermeiden von Rasterpunktüberlagerungen ökonomische ebenso wie ökologische Optimierungen realisieren kann, scheint es mir zweifelhaft, ob in der Masse der Druckerzeugnisse, für die die Komponente der Lohnkosten immer entscheidender wird, der Qualitätszuwachs den Mehraufwand rechtfertigen kann.
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