… über die Bedeutung des ’Unwichtigen‘

Haushuhn Giethoorn, Niederlande

Die kleine Gemeinde Giethoorn liegt im Norden der Provinz Overijssel, wird gerne als ’Venedig der Niederlande‘ bezeichnet und gilt, obwohl sie von Deutschland aus leicht erreichbar ist, immer noch als ’Geheimtip‘.  Das verwundert umso mehr, wenn man sich als Besucher dort unvermittelt in einer internationalen Menschenmenge wiederfindet zwischen Touristengruppen aus China bis Nordamerika, Australien bis Skandinavien.

Immerhin ist Giethoorn-Village ein recht kleiner, aber autofreier Bereich. Ursprünglich waren es zahlreiche Einzelgehöfte, die durch Entwässerungskanäle quasi auf Inseln liegend voneinander getrennt sind, durch über 160 Brücken miteinander verbunden. In dieser ehemaligen Streusiedlung von Torfstechern sind heute nur noch wenige Gebäude von ihren Ursprungsfamilien bewohnt. Die aktuellen Immobilienpreise lassen nur noch recht exklusive Wohnverhältnisse  der gut verdienenden Oberschicht zu. Von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen sind sämtliche Häuser in einem sehr guten Erhaltungs- und Pflegezustand. Man bewegt sich als Tourist wie durch ein Märchendorf auf einem anderen Planeten – am ehesten vergleichbar mit dem Set von ‘Mittelerde‘ / Auenland aus der weltbekannten Verfilmung der Tolkien-Erzählung.

Giethoorn zählt aus vielen guten Gründen landesweit zu den 10 meistbesuchten Attraktionen. Dementsprechend sieht man kaum Menschen ohne Fotoapparat und tatsächlich sind die Motive attraktiv und nahezu unerschöpflich.

Gerate ich in solche Situationen, konzentriere  ich mich vorzugsweise auf die wenig beachteten Details. So passierte es, dass ich in einer der wenigen ruhigen Ecken des Dorfs meine Aufmerksamkeit einer Gruppe sehr gepflegt gehaltener und prächtiger Haushühner widmete ohne zu merken, wie die Zeit verging.  Insgesamt habe ich an diesem Tag mehrere Hundert Fotos gemacht.

Unter dem Aspekt, welches Bild sich als Ausgangsmotiv für ein Darpanagram eignen könnte, blieb ich während der Auswertungsarbeit zu Hause immer wieder an dieser schönen Gefiederstruktur mit der einfachen aber klaren Farbigkeit hängen. Erst während meiner Ausarbeitung folgte ich dem spontanen Impuls, diese Einfachheit mit dem ’Facettenschliff‘ an den einzelnen Spiegelungselementen zu verstärken,  um so den Betrachtern meine Absicht näher zu bringen. Ja, dem Foto selbst ist nicht anzusehen, dass es in Giethoorn entstanden ist. An wie viel Tausend Hühnern bin ich im Laufe meiner Fotografenkarriere genauso achtlos vorbeigelaufen wie die meisten Menschen? Die besondere Situation an diesem besonderen Ort hat mir – wieder einmal – bewusst gemacht, wie viel Schönheit in meist unbeachteten Details es zu entdecken gibt.


Kommentare

2 Antworten zu „… über die Bedeutung des ’Unwichtigen‘“

  1. Avatar von Heinz Froelian
    Heinz Froelian

    Das Ausflugsziel merke ich mir 👍🙏. Aus einem alltäglichen Motiv ein Kunstwerk zu formen beeindruckt mich sehr. Das Darpanagram gefällt mir 😍.

  2. Avatar von Madhukar

    Danke für Deinen Kommentar! Freut mich sehr!
    Giethoorn ist wirklich eine Reise wert. Früh morgens oder während der ‚blauen Stunde‘ ist vermutlich die beste Besuchszeit, bevor der Ansturm einsetzt … oder wenn er abflaut.

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