Flensburg
Es passierte in Flensburg. Theoretisch hätte es irgendwo in Deutschland oder anderswo in Europa, Asien oder Nordamerika passieren können. An einem angenehm milden Tag im Spätfrühling suchte ich, mit meiner Kamera in der Hand, Schutz vor einem plötzlichen und heftigen Regenschauer. Einige Minuten stand ich in einem öffentlichen Durchgang zu einem der revitalisierten Hinterhöfe in der Altstadt. Kaum hatte ich den Fotoapparat in der Tasche verstaut, hörte der Regen ebenso schlagartig wie er begonnen hatte wieder auf und die Mittagssonne schien wieder klar und kräftig. Nicht untypisch für Flensburgs Wetter.
Der schwarze Asphalt im sonnenbeschienenen Hofe begann sofort wieder abzutrocknen. Da fiel mein Blick im Vorbeigehen auf einen jungen rotblättrigen Japanischen Fächerahorn in einem der großen Pflanzkübel, die hier als Dekoration aufgestellt waren. So weit war gar nichts besonders an der Situation und also kaum erwähnenswert.
Optische Effekte
Das Besondere waren die Lichtverhältnisse und mein Blickwinkel darauf. Während der Boden schon beinahe wieder trocken war, hatten sich auf den feingliedrigen Blättern des Busches viele kleine Wassertropfen gebildet, die wie optische Linsen wirkten, was in dem relativ flach einstrahlenden Gegenlicht je nach Lage des Blattes und der Ausbildung der Tropfen darauf zu ganz unterschiedlichen optischen Effekten führte.
Manche Blattoberflächen lagen in der Totalreflexion des Sonnenlichts und zeigten dadurch keine Farbe, andere wurden von ihm durchleuchtet und strahlten so in einem geradezu unwirklich-intensivem Rotton. Manche Wassertropfen sammelten das Sonnenlicht und funkelten wie kleine Diamanten, andere brachen das Sonnenlicht so, dass nur in ihnen die Farbe des Blattes sichtbar war. Wieder andere Blätter lagen im Schlagschatten von Blättern darüber und erschienen durch den Nachbarschaftskontrast in einem viel dunkleren Rotton.
Makrokosmos
Zusammen ergab das bei bewusst knapp gewähltem Bildausschnitt ein mich faszinierendes Muster. Der Anblick dieses eigentlich unscheinbaren ‘Makrokosmos‘ zwang mich geradezu, innezuhalten und einige Aufnahmen zu versuchen. Der enorm große Helligkeitsunterschied innerhalb des von mir gewählten Bildausschnitts verlangte auch dem verarbeitbaren Kontrastumfang des Bildgenerators meiner Kamera alles ab und erzwang in der Nachbearbeitung am Bildschirm alle mir zur Verfügung stehenden Mittel der Kontrastbewältigung voll auszunutzen.
Die Sieben in der Numerologie
Da es sich bei der Bildvorlage um eine Züchtung mit siebenfingrigen Blättern handelt, lag es nahe, ein sich aus sieben Spiegelelementen aufbauendes Darpanagram zu versuchen. In der Numerologie gilt die Sieben als ’heilige‘ Zahl und wird mit Neugierde, Lernbereitschaft, Erkenntnistiefe, Selbsterkenntnis und Weisheit/Spiritualität assoziiert.
Na, hoffentlich sprang davon etwas auf den Betrachter über … ?
Schreibe einen Kommentar