Weil sie so ganz anders ist als alles, was wir in Mitteleuropa, an Blütenformen gewohnt sind, ist sie neben allen Rosenvarianten bei Fotoliebhabern vermutlich als Motiv eine der am meisten fotografierten Blüten überhaupt. Nicht nur die Form der Blüte begeistert, auch die klare und kontrastreiche Färbung mit gleichzeitig sehr weichen Farbverläufen. Der seidige Glanz der Blütenblätter ebenso wie auf dem dunkelgrünen Blattwerk lässt sie uns wahrhaft ‘königlich‘ erscheinen und rechtfertigt ihre botanische Fachbezeichnung als „Strelitzia Reginae“, auch als Papageienblume oder Paradiesvogelblume bekannt.
Ursprünglich aus Südafrika als frostempfindliche Topfpflanze importiert fehlt sie inzwischen in kaum einem Palmenhaus oder botanischen Garten Mitteleuropas.
Im Laufe meines Fotografenlebens habe ich solche Blüten sicherlich mehr als ein Dutzend Male in unterschiedlichen Situationen und Lichtverhältnissen immer wieder aus anderen Blickwinkeln fotografiert. Erst dieses Bild hat mich unter allen Ausschlusskriterien von Licht, Farbigkeit, Detailtreue, Schärfe, Bokeh und Bildausschnitt hinreichend überzeugt, dass ich es für Wert hielt, daraus ein Darpanagram zu versuchen.
Nun könnte man meinen, so eine ’exotische‘ Struktur würde es leicht machen, ein spontan ansprechendes Bild entstehen zu lassen. Zumindest machte ich mich mit dieser Einstellung an die Arbeit. Bald zeigte sich aber, dass diese ‘Königin‘ alles andere als einfach ist. Buchstäblich musste ich mich an ihr ’abarbeiten‘. Nach den ersten Versuchen sah ich ein, dass diese vielschichtige Mischung aus Empfindsamkeit und Üppigkeit, aus halbtransparenter Verletzlichkeit und robuster Präsenz mir ein besonderes Einfühlungsvermögen abverlangt. Eine mehrtägige ’meditative Schaffenspause‘ mit langen Phasen, in denen ich viel klassische Musik hörte und mich auf zeitgenössische Klangexperimente eingelassen hatte, verschafften mir genug mentalen Abstand und innere Ruhe, um mich erneut mit dieser sperrigen ’Königin‘ zu beschäftigen. Jetzt erst gelang es mir im dritten Anlauf das Segment aus dem Ursprungsbild festzulegen, das mir das Grundmuster lieferte, das ich in meinem inneren Auge vor mir sah.
Erst zwei weitere, zeitlich recht weit auseinanderliegende Arbeitsschritte brachten mich der mich selbst überzeugenden Endfassung nahe. Tage später erst konnte ich nach Einschieben einer weiteren Bildebene das nun vorliegende Ergebnis finden.
Die mehrfache Überlagerung einer Achtfachspiegelung, die in ihrer Summe einen kreisförmigen Bildaufbau sehen lässt schwebte mir als Symbolik aus der Zahlenmystik als der ’Königin‘ angemessen von Anfang an vor.
Jedenfalls für mich hat sich die, durchaus lustvolle, ’Mühe‘ dieses Schaffensprozesses gelohnt …
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