Innerer Widerspruch
Wieder einmal ein anstrengender Tag in irgendeiner Stadt, der in irgendeinem Hotelzimmer immerhin für eine kurze Mittagspause eine Unterbrechung erlaubt.
Städte sind für mich mit ihrem Geräuschpegel, ihren versiegelten Flächen, ihren vielen Beton- Ziegel- und Bretterwänden, ihren Verkehrsströmen und den damit notwendigerweise verbundenen Regulierungen, Ver- und Geboten schwer zu ertragen. Die Luftbelastungen und ständig wechselnde Gerüche von Abgasen, Parfumwolken, Unrat, Essensangeboten von Imbissstand bis fettig-süß, Tabakrauchschwaden und die aggressiven Werbebotschaften in akustischer und visueller Form, derer man sich kaum erwehren kann, die Hunde- und sonstigen Exkremente auf Gehwegen und die meist hektische Atmosphäre durch getaktete Ampelschaltungen, durch Bus- Straßenbahn- und U-Bahnfahrpläne und die vielen Menschen, die beinahe ständig unter Zeitdruck unterwegs sind, machen es mir schwer mich in Städten entspannt zu bewegen. Gleichzeitig üben Städte auch auf mich immer wieder eine große Faszination aus, weil dort in kompakter Form beeindruckende Bauwerke verschiedenster Stilepochen zu bestaunen sind, weil dort die Kunst- und sonstigen Museen und Ausstellungsräume zu finden sind, die mich mit ihren Exponaten in ihren Bann ziehen. Aus ihnen strahlen so starke und schöne Impulse menschlicher Kreativität, ohne die ich mir (m)ein Leben kaum vorstellen kann. Mein Hunger und Durst danach treibt mich immer wieder unstillbar an. Einerseits bin ich also froh, Städte hinter mich lassen zu können und gleichzeitig weiß ich, dass ich immer wieder dorthin zurückkommen muss.
Das Phänomen der Kreativität
All das und noch vieles mehr ging mir während einer kurzen Mittagspause im Halbschlaf durch Körper, Geist und Seele, als mein Blick auf dem noch ungerichteten Deckbett in meinem Zimmer hängen blieb.
Das klare Sonnenlicht war einem milchig-dunstigen Hellgrau gewichen und nur noch indirektes Licht fiel durch das Zimmerfenster. Unvermittelt hatte ich ein Bild vor mir, das ich mir vor vielen Wochen in meinem Arbeitszimmer zu Hause bei der Lektüre eines wissenschaftlichen Buches über aktuelle Hirnforschung und Wahrnehmungspsychologie ausgedacht und bald danach wegen vermeintlich anderer ’Wichtigkeiten‘ wieder vergessen hatte. Plötzlich lag die reale Fotovorlage für dieses oder zumindest ein sehr ähnliches Bild direkt vor mir und ich brauchte es ’nur‘ noch mit der Kamera festzuhalten.
Wieder einmal, hatte ich auf sehr beeindruckende Weise an mir selbst erfahren, wie phantastisch die verschiedensten Möglichkeiten der opti-schen Reizverarbeitung, das bildhafte ’Sehen‘ im Gehirn, die komplexe Bildinformationsverarbeitung und -speicherung sowie die kreativen Möglichkeiten der Neukombination von erinnerten Fragmenten in unserem Sehsinn miteinander verwoben sind.
Ein mögliches Ergebnis
Tage später, zurück an meinem Arbeitscomputer brauchte ich allerdings noch mehrere Versuche, bis es mir gelang, meine Vorstellung eines Darpanagrams in ein präsentationsreifes Bild zu bringen, das die Ambivalenz dieser subtilen Struktur zu transportieren vermag.
Graue Flächen auf weißer Leinwand? … oder doch …

Schreibe einen Kommentar