Reisefotografie auf Farbfilm
Alles war noch analog, als ich das Ausgangsmotiv für dieses Darpanagram fotografierte. Im Juli 1978 war ich einer Einladung gefolgt und durch Ostdeutschland nach Polen gereist. Es war nicht meine erste Reise nach Warschau. Nach wenigen Tagen in der Stadt fuhr ich weiter durch Masuren nach Danzig, um mit einer preiswerten Ostseefähre nach Helsinki überzusetzen. Auch Helsinki hatte ich schon zuvor besucht und diesmal wollte ich mich für mehrere Tage in ein kleines Sommerhaus auf einer ansonsten unbewohnten Insel des Saimaa-Seengebiets im finnischen Südkarelien nordöstlich von Lappeenranta nahe der Grenz zur UdSSR zurückziehen. Damals war das noch eine recht ungewöhnliche Reise, auf der ich mir den ’Luxus‘ gönnte, abschnittweise auf Farbfilm zu fotografieren. Von den dort entstandenen Farbdiapositiven konnte ich später sogar einige über eine Bildagentur verkaufen.
Verstärkung einer intendierten Bildidee
Der Rest der Aufnahmen verschwand in meinem Archiv, überstanden mehrere Umzüge und tauchten nach der Jahrtausendwende erst wieder auf, als ich systematisch begann, manche Bestände, die es mir wert erschienen, zu digitalisieren. Zeitlich fiel das mit einer Entwicklung zusammen, die mich mit ’Pseudosolarisationen‘ und ’Sabattier-Effekten‘ experimentieren ließ.
Als ich Jahre später schon anfing Darpanagramme zu entwickeln, konnte ich die (digitalisierte) Originalaufnahme, die während der Vorbereitungen zu einem Sauna-Ritual entstanden war, nicht mehr finden, sondern nur noch auf eine bereits mit digitalen Filtern verfremdete Version zurückgreifen. Die staken Kontraste, die auftreten, wenn man direkt in die Flammen eines Feuers fotografiert, reizten mich, diese nicht abzuschwächen um das Bild einem ’natürlichen‘ Betrachtungseindruck anzunähern, sondern sie weiter zu verstärken und dort, wo die hellen Farben ’auszubrennen‘ drohen, sie in ihr Gegenteil zu verkehren.
’Psychedelische‘ Farben’spiele‘
Die dadurch entstehenden flirrenden Farbmuster zusammen mit den typischen Kontrastlinien des ‘Sabattier-Effekts‘ machten mich neugierig auf ein quasi ’psychedelisierendes‘ Spiel, das bei längerem Betrachten ähnlich unsere Phantasie anzuregen vermag, wie es Kinder tun, wenn sie in einer Sommerwiese auf dem Rücken liegend in vorbeiziehenden Wolkenformen Märchenbilder ’sehen‘.
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