Die Nekropole Schahi Sinda
Reist jemand heutzutage in Zentralasien, unterstelle ich ein gewisses Maß an Interesse für fremde Menschen und Kulturen, an Kulturgeschichte und Kunst, die zwischen Westafrika bis an die Mongolei sehr eng mit islamischen Glaubenslehren und deren Grundsätzen und Dogmen verknüpft ist. Die herausragenden Kultur- und Kunstschätze, die wir heute in Usbekistan bestaunen können sind so einzigartig und in ihrer Schönheit so buchstäblich unbeschreiblich überwältigend, dass es mir trotz des in der Zwischenzeit gewonnenen Abstands unmöglich erscheint, eine bewertende Reihung vorzunehmen.
Alle architektonischen Schätze und die vielen anderen Artefakte, die in Samarkand zu bestaunen sind, habe ich als ergreifend erlebt und der Schahi Sinda Komplex gehört ganz gewiss dazu!
Gesamtkunstwerk und ‘pars pro toto‘
Nordöstlich des historischen Zentrums von Samarkand entstand auf einem Hügel ab dem neunten Jahrhundert im Verlauf von etwa eintausend Jahren ein Bauwerkekomplex, der heute insgesamt mehr als 20 Einzelobjekte umfasst, die allesamt nur zu Fuß über Treppen erreichbar sind. Obwohl die Gebäude unabhängig voneinander zu unterschiedlichen Epochen entstanden sind, kann man die allermeisten heute als Gesamtkunstwerk betrachten und gleichzeitig in vielen wunderschönen Details ’Das Ganze‘ entdecken.
Die Fülle an Eindrücken ist dermaßen überwältigend, dass es einem beinahe physisch den Atem raubt, sprach- und wortlos macht und jedes Abbild lächerlich erscheinen lässt im Vergleich zur gegenständlichen Präsenz.
Dementsprechend groß ist der Besucherandrang, der mir an solchen Orten das Rezipieren häufig zusätzlich erschwert.
Verarbeitungsstrategien
Wo es mir machbar erscheint, verhalte ich mich an Hotspots wie beispielsweise dem Schahi Sinda Komplex entweder antizyklisch, lasse mich also darauf ein, wenn der Besucherstrom weniger stark ist, ziehe mich in unbeachtete oder übersehene Winkel zurück oder konzentriere mich auf Details am Rande. All diese Strategien funktionierten hier nicht.
Das Einzige, was mir blieb war, so viele Fotos wie nur möglich von allen mir erfassbaren Eindrücken zu machen und meine persönliche und auch emotionale Rezipierarbeit auf spätere, ruhigere Zeiten zu verschieben. So entstand das Ausgangsmaterial zu diesem Darpanagram. Erst nach der Reise nach eigehenden Studium einschlägiger Texte und der Analyse vieler Bilddetails am Großbildschirm im Arbeitszimmer traf ich meine Auswahl.
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