Geologie, Mineralogie und  ’Landart‘

Sinterterrassen bei Pamukkale, Denizli

Ambivalenzen und Verlockung von ‘Sehenswürdigkeiten‘

Schon seit über dreißig Jahren steht die Sehenswürdigkeit auf der Weltkulturerbeliste der UNESCO. Aus meinem Interesse für Geographie, besonderen Landschaften und Fotografie waren mir die weißen Sinterterrassen von Pamukkale aus Katalogen, Reisebeschreibungen und Bildbänden seit Jahrzehnten bekannt, bevor ich zum ersten Mal in meinem Leben selbst in erreichbare Nähe zu diesem touristischen Hotspot kam. Es war spät im Herbst, das Wetter an der Mittelmehrküste noch mild, aber regnerisch und stürmisch. In den Bergen nordöstlich davon fiel gelegentlich schon der erste Schnee der Saison. Lange habe ich gezögert, mich auf die mehrstündige Autofahrt nach Pamukkale einzulassen, wollte eigentlich nur ein paar Tage ausspannen. Schließlich gewann meine Neugierde Oberhand über meine Unlust und wir machten uns auf den Weg.

Die Anreise war aufgrund der Straßen- und Verkehrs- aber vor allem wegen der Wetterverhältnisse anstrengender als erwartet und verlangte ein hohes Maß an Konzentration und Vorsicht.

Ein Juwel im ’abstrakten Umfeld‘

Als wir  uns bei überwiegend schlechten Lichtverhältnissen durch ein ziemlich weites Hochtal auf Sichtweite den angeblich weißen Kalkterrassen näherten, hatte ich plötzlich eine zugegebenermaßen  etwas ’schräge‘ Assoziation. Zu der Jahreszeit war das dünn besiedelte und vor allem landwirtschaftlich genutzte Gelände abgeerntet und lag in einem trüben und langweiligen Graubraun vor uns ohne nennenswerte Kontraste, an denen sich das Auge hätte festmachen können. Nur dieser langsam größer werdende helle Fleck in einem mehrere Dutzend Meter hoch ansteigenden Hang bildete eine beinahe unwirklich anmutende Ausnahme.

Viele Jahre zuvor gab es in Deutschland eine recht kurzlebige Modeerscheinung in der Werbewirtschaft für Einrichtungskomponenten. Hauptsächlich bei Einbauküchen und sogenannten Systemmöbeln wurden einzelne Elemente fotografisch hervorgehoben, indem man die übrigen, umgebenden Teile des Systems unausgeleuchtet und oft sogar durch Übermalen mit schwarzer Farbe nur angedeutet mit abbildete. Dafür hatte sich als Fachbegriff fotografieren im ’abstrakten Umfeld‘ etabliert. Daran fühlte ich mich plötzlich erinnert.

Manchmal schafft die Natur die besten Kunstwerke selbst

An den Besuch der Sinterterrassen selbst habe ich nur noch vage Erinnerungen. Aufgrund der ungemütlichen Wetterverhältnisse war der Besucheransturm gering. Selbst um die Mittagszeit wollte es nicht wirklich hell werden und ich zögerte meine Fotoausrüstung überhaupt auf den Rundgang mitzunehmen.

Die mir zu genüge bekannten üblichen Ansichtskarten-Ansichten der unbestritten spektakulären, natürlichen Thermalwasserpools und Sinterterrassen motivierten mich unter den gegebenen Lichtverhältnissen überhaupt nicht, meine Kamera auch nur hervorzuholen. Einzig die äußerst feinen Farbnuancen in den mineralischen Ablagerungen reizten mich, doch ein paar Aufnahmen zu versuchen. Dazu kam mir das trübe Licht geradezu optimal entgegen.


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