Das regelmäßige Sechseck (Hexagon) und der sechszackige Stern (Hexagram) sind geometrische Formen, die von den meisten Menschen, auch wenn sie sich nicht mit Mathematik oder Geometrie zu befasse pflegen, und unabhängig von ihrer kulturellen Prägung als ’angenehm‘ empfunden werden. Deshalb gehört es wohl auch zu den universalen Grundformen in der Geometrie und kommt als Bildelement in vermutlich nahezu allen uns bekannten Kulturen in vielfältiger Verwendung vor. Je nach soziokulturellem Rahmen, in dem diese Grundform auftaucht und Verwendung findet, können allerdings ihre damit assoziativ Verknüpften Bedeutungen und symbolhaft befrachteten ’Inhalte‘ sehr unterschiedlich sein bis hin zur diametralen Widersprüchlichkeit.
Hier will und kann ich nicht ins Detail gehen. Ich beschränke mich auf einige Gedanken zu europäischen, aus vorderasiatisch – arabisch – jüdisch und/oder keltisch – normannisch beeinflussten Kulturen überlieferte Symbolbedeutungen.
Da sich ein regelmäßiges Sechseck seinerseits in sechs regelmäßige Dreiecke zerlegen bzw. aus solchen zusammensetzen lässt, hängen die Interpretationen des Drei- und des Sechsecks und ihre symbolhafte Befrachtung meist auch sehr eng zusammen. Außerdem ist bei dieser Grundform noch bemerkenswert, dass immer alle Eckpunkte auf einer Kreislinie liegen, deren Radius identisch gleich ist mit der Strecke zwischen zwei nebeneinander liegenden Eckpunkten. Die Konstruktion des Ornaments, das heute gerne als ’Blume des Lebens‘ bezeichnet wird und -archäologisch unabhängig voneinander- auf mindestens drei Kontinenten nachweisbar ist, beruht auch auf dieser Erkenntnis.
In der (europäischen) Numerologie steht die 3 (als Grundform der 6) symbolisch für etwas in sich Geschlossenes. Beispielsweise: die Trinität des Göttlichen, die Familie als Nucleus jeder Gesellschaft. Die Drei steht als Symbol für Glück und Erfolg und die Sechs somit als Verdoppelung dessen. Gleichzeitig ist das gezeichnete Dreieck, abhängig von seiner Lage in der Fläche, gedacht in einer bipolaren Welt, jeweils das Symbol für das männliche Prinzip (Spitze nach oben) oder das weibliche Prinzip (Spitze nach unten). So ist also das Hexagram, der ‘Davidstern‘, im Großraum der jüdisch-christlich-europäischen Kultur(en) ungefähr das, was in fernöstlichen Kulturen das Yin-/Yang-Symbol verkörpert. Allerdings mit dem (wesentlichen) Unterschied dass das fernöstlich Symbol in sich den Kreis bildet, in dem es eingebettet ist, während das Hexagram üblicherweise (absichtsvoll?) ohne den allumfassenden Kreis dargestellt wird.
Von all diesen Zusammenhängen und hinterlegten Bedeutungen wusste ich zum Zeitpunkt als meine Ursprungsaufnahme entstand beinahe gar nichts. Erst als ich fast zehn Jahre später in meinem Archiv wieder auf diese Struktur stieß und mein erster Versuch einer Verarbeitung als Darpanagram schon in seinen Ansätzen kläglich scheiterte, begann ich mich eingehender damit zu beschäftigen. Aus einem mir selbst bis heute nicht wirklich erklärlichen Grund hatte ich von Anfang an die fixe Idee, aus diesem Foto ’Etwas‘ machen zu müssen/können. Von da an dauerte es noch mehrere Wochen intensiver innerer Arbeit, bis ich mit dem Ergebnis zufrieden war …
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