Der Keukenhof und die persische ’Geliebte‘

Der Keukenhof, südwestlich von Amsterdam, ist weltweit so bekannt, dass ein Besuch mitten in der ’Hauptsaison‘, also zur Zeit der Tulpenblüte für mich eigentlich überhaupt nicht in den Bereich des Denkbaren rücken konnte. Dieser ’Küchenhof‘ in der Umgebung eines adeligen Landsitzes wurde Mitte des 19. Jh.s als Küchengarten/Kräutergarten angelegt und erst nach dem 2. Weltkrieg in einen Zucht- und Schaugarten für Tulpen umgestaltet. Die über 30 Hektar große Anlage bietet heute nicht nur verschiedenste Tulpenzüchtungen, sondern ist ein Schaugarten für unterschiedlichste Topf- und Gartenblumen von Lilien über Orchideen bis hin zu seltenen exotischen Gewächsen.

Niederländer sind stolz auf die Tulpe als ihre Nationalblume, auch wenn diese ursprünglich in Persien beheimatet war und über das Osmanische Reich und England in die heutigen Niederlande kam. Ihre Namensherkunft lässt sich auf die persische Bezeichnung für ’Geliebte‘ zurückführen und die Lautwurzel stammt möglicherweise sogar aus dem Sanskrit.

Ist man zu Gast bei nationalbewussten Niederländern, gebietet es allein schon der Respekt vor ihrer großherzigen Gastfreundschaft, sich einem Besuch des Keukenhofs nicht zu widersetzen.

Der Unterschied zwischen Information und Erlebnis

Gerne wäre ich an diesem grauen Frühlingsmorgen länger im Bett geblieben, aber der Plan war, recht früh aufzubrechen um dem großen Besucheransturm zuvor zu kommen. Immerhin hatte sich bis zu unserer Ankunft der Hochnebel so weit gelichtet, dass wir bald Sonnenschein erwarten durften.
Ich glaubte mich durch viele Fotos, Filme und Reiseberichte, die ich kannte, gut informiert und hatte – außer großen Touristenandrang – keine hohen Erwartungen.

Als wir uns am späten Nachmittag auf den Rückweg machten, war die 32 GB Speicherkarte meiner Kamera beinahe voll und drei Akkus leer und ich voller überwältigender Eindrücke und Begeisterung für diesen ’Lustgarten‘ der Sinne, als der sich der Keukenhof im Lauf eines einzigen Tages für mich entpuppt hat. Zumindest bei gutem Wetter ist die Anlage mit ihren Tulpenfeldern, Blumenbeeten, Blütendisplays, Grünanlagen, Rabatten und Wasserspielen eine einzigartige Orgie der Farben, Gerüche, Geräusche und der Gestaltung. Von Shoppingrausch bis Rückzugsmöglichkeiten in ’Hidden Corners‘ ist auf dem weitläufigen Gelände auch bei großem Besucherandrang für alle etwas dabei.

Das ‘Sich-auf-eine-Situation-einlassen‘ kann durch noch so viel Information eben doch niemals ersetzt werden!

Kunst als ’Kondensat‘ einer Botschaft  

Jedes Jahr gibt es Myriaden von ’neuen‘ Fotos aus dem Keukenhof. Damit in Wettbewerb treten kann nicht meine Absicht sein. Zur Schaffung dieses Darpanagrams habe ich mich für ein Foto entschieden, dessen Vorlage ich am Rand eines Weges entdeckte. Die im hellen Schatten wegen ihrer Blattstruktur bemerkenswerte Staude stammt aus dem südlichen Südamerika und ist in Europa ein wahrer Exot, das Mammutblatt. In dieser Aufnahme ließ sich der Umriss der Blätter gut vom Hintergrund trennen und lieferte mir so eine spannungsreiche Kontur gegen die Komplementärfarbe.

Mit dem Bild einer so auffallenden Pflanze als Vorlage schien es mir naheliegend, die Zahl der Ganzheit, der Jahreszeiten und der Wachstumszyklen als Grundmuster für meine Arbeit zu wählen.


Kommentare

2 Antworten zu „Mammutblatt“

  1. Avatar von Heinz Froelian
    Heinz Froelian

    Dem Keukenhof haben wir, wie so viele Menschen auch schon, einen Besuch abgestattet und waren von dem optischen Eindruck wie erschlagen. Die Vielfalt ist überwältigend, und doch ist Dein Motiv nicht in unseren Blickwinkel gefallen. Den Keukenhof auf künstlerischer Ebene neu entdeckt. Dazu gehört ein sicheres Auge für die Besonderheiten, die nur wenige haben. Eine Anregung die Welt immer wieder neu zu entdecken.

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