Ausstellungsräume als ‘Versuchslabor‘

im Leopold Museum, MQ

Dreidimensionalität in der Fläche vs. Fläche in der Dreidimensionalität

Unsere physische Wirklichkeit ist dreidimensional. Ein Statement wie dieses ist trivial und tiefsinnig zugleich. Im Alltag sind wir es ’gewohnt‘,  also meist unbewusst, ständig und in den Übergängen fließend zwischen dem
– dreidimensionalen – Raum und den in ihm befindlichen
– zweidimensionalen – Bild ’umzuschalten‘.  Beispielsweise bewegen wir uns in dreidimensionalen U-Bahnstationen um zur Arbeit zu kommen und betrachten ein großflächiges Werbeplakat, auf dem eine Abbildung zu sehen ist, die uns eine Illusion von ’Raum‘ vermittelt/vermitteln will.
Ausstellungsräume sind nach meiner Erfahrung aus vielerlei Gründen besonders gut dazu geeignet, diese ’normalen‘ Sehgewohnheiten absichtsvoll umzukehren.  Jeder einigermaßen erfahrene Fotografierende weiß, dass man das üben und lernen kann.

Hilfreich ist das nicht nur, um beide Interpretationsangebote in sogenannten ’Kippbildern‘ willentlich erkennen und seine Sichtweise ’umschalten‘ zu können, sondern auch, um die Relativität der eigenen – subjektiven – Wahrnehmung  erfahrbar zu machen und im Bewusstsein zu verankern.

Eine ’Schule des Sehens‘

Hier also war es von Anbeginn meine Absicht, einzig durch die Wahl der Bildbegrenzung eine ästhetisch ansprechende Strukturierung einer Fläche zu erreichen, obwohl es sich bei der Fotovorlage um einen dreidimensionalen Raum handelt. Ausstellungsräume wie hier im Leopoldmuseum im ’Museumsquartier‘  in Wien bieten sich für solche Absichten besonders an, weil durch eine weitgehend gleichmäßige und weiche Ausleuchtung schon viel ‘Tiefe‘ ‘flach‘  gehalten wird. Im vorliegenden Beispiel nutze ich zusätzlich den Durchblick in den heller ausgeleuchteten Nebenraum im Zusammenspiel mit der Spiegelung in der Fensterscheibe zur Gliederung der Flächen ebenso wie den fein differenzierten Lichteinfall durch die selbe Glasscheibe.

… lasse Dich auf eine ’meditative‘ Betrachtungsweise ein.

Auf den ersten flüchtigen Blick wirkt das daraus entwickelte Darpanagram möglicherweise auf manche/n Betrachter/in vergleichsweise spannungsarm. Verweilt man aber etwas länger, fällt zuerst die ’unregelmäßige‘ oder inkomplette Kreisteilung auf … Begibt sich die/der Betrachter/in in den ’richtigen‘ Abstand zum Bild, so dass sich der Blick weitestgehend auf dieses Bild konzentrieren lässt und verbleit einige Zeit in dieser Betrachtung, beginnt das Darpanagram seine ’Plastizität‘ zu enthüllen und es fällt zunehmend leichter, sich auf das instabile Spiel der Scheinebenen in der Fläche lustvoll einzulassen.


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