Land, Landschaft und Mythen
Die typischerweise mit Norwegen assoziierte Fjordlandschaft wird in nahezu allen Reiseführern und von der weit überwiegenden Zahl der Reisenden als ’grandios‘, ‘überwältigend‘ oder mit ähnlich superlativen Eigenschaften beschrieben.
Auch ich habe meine Begegnungen und Erfahrungen in dieser Landschaft immer wieder so oder so ähnlich empfunden. Besonders die (vertikale) Größe rückt für mein Empfinden die Relation zwischen Natur und Mensch, der wesensbedingt zur Überheblichkeit neigt, ins rechte Verhältnis.
Die schiere Wucht dieser Landschaft vermittelt das Gefühl von Ehrfurcht.
Lässt man sich während des Aufenthalts in diesem Land auf nordische Mythologie und Sagen ein, versteht man am ehesten, warum die Überlieferungen so voll von geheimnisvollen, bedrohlichen und auch gewaltigen und gewalttätigen Erzählungen und auch gefährlichen Trollen und unbarmherzigen (Götter)Figuren ist.
Die Gesamtsituation und mein individuelles Erleben
Kaum ein anderes Land in Europa kommt uns heute, trotz seines hohen technischen und sozialstaatlichen Entwicklungsstandes, noch so ‘urtümlich‘ vor wie Norwegen. Das liegt vermutlich an der ohnehin geringen und nach Norden weiter stark abnehmenden Besiedlungsdichte. Die schroffe und stark zergliederte Topografie tut ihr Übriges dazu, dass man sich als Individuum in der meist rauen Umgebung schnell ’verloren‘ fühlen kann. Ähnliche Empfindungssituationen habe ich – bewusst aufgesucht – im Hochgebirge und in Wüstenregionen erlebt. Die, in solchen Regionen meist karge Vegetation und andere charakteristische Details haben darüber hinaus Einfluss darauf, wie wir spezifische Situationen wahrnehmen und damit auch darauf, was wir sehen und abbilden wollen und können.
Assoziationen als Ausgangspunkt kreativer Prozesse
Auf dem Ursprungsfoto, das in einem Juni in Mittelnorwegen entstanden ist, sind in den Berghängen noch Schneeflächen zu erkennen. Als ich mich Jahre später an die Arbeit machte, aus diesem Bild ein Darpanagram zu entwickeln, durchlebten wir gerade – auch im Juni – die erste Extremhitzewelle des Jahres mit Tagestemperaturen um die 35º C und Tropennächten. Spontan erweckte das in mir den Wunsch nach einer kühlen Dusche und von da war es nicht weit zu der Assoziation zu frischem Grün und neuem Leben, das so sehr auf Wasser angewiesen ist. Daraus ergab sich beinahe ’logisch‘ die Idee, das Symbol für wiederkehrende Lebenszyklen, für ’Vollkommenheit‘ und Wiedergeburt, die 8 als Ausgangspunkt für meine Kreation zu nehmen, so wie es das (achteckige) Taufbecken in der christlichen Tradition auch tut.

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