Über Kunst und Historie

Portal der Devon-Begi Medrese

Der Schein trügt … ?

Die strenge Geometrie der Fassade ebenso wie die monumentale Größe des Portals beeindrucken. Und noch etwas fällt auf: für islamische Verhältnisse wirkt das Portal beinahe überladen in seiner vielfältigen Farbigkeit und die zwar ornamental angelegte Darstellung zeigt (offensichtlich) absichtsvoll, als ’Paradiesvögel‘, zu einer zentralen Sonne – mit einem menschlichen Gesicht in der Mitte –  hin orientierte, erkennbare Figuren, die (Opfer?)Tiere (Hirsche/Antilopen o.ä.) in  ihren Klauen halten. Ein klarer Regelverstoß gegen strenge islamische Dogmen, die menschliche Abbildungen oder Darstellung von Tieren an oder in islamischen Gebäuden strikt verbieten.

Läßt sich das mit der Entstehungsgeschichte des gesamten Gebäudekomplexes erklären?
Im frühen 17. Jhs. war eine Karawanserei geplant. Erst bei Fertigstellung wurde es durch eine (spontane oder einem perfiden Plan folgende?) Laune des herrschenden und als Bauherr auftretenden Wesirs, Nodir Devonbegi, zur Koranschule (Medrese) umfirmiert.

Faktisch war das Gebäude nie als Medrese in Funktion, Die Lehr- und Hörsäle wurden nie gebaut. Es diente lediglich als Wohnheim für Koranschüler. Dennoch hat sich die Bezeichnung bis heute erhalten. Der gegenwärtigen profanen Nutzung als Markt- und Veranstaltungszentrum einschließlich Gastwirtschaftsbetrieb zum Trotz dient die Bezeichnung vor allem dem touristischen Marketing.

Eine Besonderheit, die den Rahmen sprengt

Dieses Wissen schmälert natürlich in keinster Weise die kulturgeschichtlich und künstlerisch herausragende Einzigartigkeit und Bedeutung dieses Bauwerks. Allerdings bleiben mehr Fragen offen als fundierte Antworten verfügbar sind. Wie konnte sich diese Ausnahme durch vier Jahrhunderte islamisch-religiösen Einflusses auf Politik und Gesellschaft hindurch erhalten und behaupten? Zwar bin ich sehr an geschichtlichen, Fragestellungen und Antworten interessiert, aber in erster Linie bin ich doch Fotograf und Künstler.
Visuell hat mich dieses Bauwerk, als ich vor ihm stand, mit seiner Ausnahmestellung fasziniert.

Re-ligio ist Aufforderung zur Umkehr

Das setzte sich fort, als ich meine Fotos zu Hause (digital) entwickelte und von Anfang an war ich entschlossen, daraus ein Darpanagram versuchen zu wollen. Im Kontext des ornamentalen Schriftbands als inhärentem Rahmen des Fayencendekors kann man offenbar, trotz des profanen Auftrags (siehe oben) dem erschaffenden Künstler die religiöse Intention wohl kaum absprechen. Diesem Gedanken folgend ergab sich für mich sowohl die achtfache Redundanz als auch die Spiegelung der Ausgangsfarbigkeit im Farbkreis (Re-ligio als Aufforderung zur Umkehr) nicht nur als folgerichtig, sondern letztlich als zielführend.


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